«Das Interesse an E-Occasionen stagniert»

Roadmap Elektromobilität

«Das Interesse an E-Occasionen stagniert»

10. März 2025 agvs-upsa.ch – Der AGVS ist als die Stimme des Autogewerbes eine der beteiligten Organisationen der Roadmap Elektromobilität des Bundes. Doch was ist die Roadmap und was passiert hinter den Kulissen? Wir sprechen mit Markus Peter, Leiter Technik & Umwelt beim AGVS. Timothy Pfannkuchen


Stagnierende Kauflust: Das zurückgehende Interesse an neuen wie gebrauchten E-Autos ist eines der vielen Themen der Roadmap Elektromobilität, an welcher der AGVS das Autogewerbe vertritt. Foto: Shutterstock
 






An der Roadmap Elektromobilität dabei: Markus Peter, Leiter Technik & Umwelt des AGVS. Foto: AGVS-MedienSTARK


Markus Peter, wieso ist der AGVS an der Roadmap Elektromobilität dabei – und was tut er da?
Markus Peter: Die Roadmap vernetzt die Akteure rund um die elektrifizierte Mobilität. Da die Garagen darin eine sehr wichtige Rolle beim Verkauf, im Unterhalt und in der Reparatur einnehmen, macht die Beteiligung des AGVS absolut Sinn. Für viele Fahrzeugbesitzende ist die Garage der Ort, an dem sie sich zum ersten Mal konkret mit E-Mobilität auseinandersetzen, sei es im Showroom oder auf einer Probefahrt. Der AGVS vertritt die Interessen der Garagen und bringt sich aktiv zu Themen wie Kreislaufwirtschaft der Traktionsbatterien, E-Occasionen sowie Aus- und Weiterbildung ein.

Stichwort E-Occasionen: Wie ist die aktuelle Lage, und wie können Garagen das Geschäft ankurbeln?
E-Occasionen leiden wie E-Neuwagen momentan unter stagnierendem Interesse. Zusätzlich erschweren der durch günstigere und technologisch bessere neue E-Fahrzeuge und Leasingrückläufer ausgelöste Preisdruck sowie Unsicherheiten über Restwert und Batterierestkapazität das Geschäft. Als Hauptgrund jedoch gelten nicht flächendeckende Lademöglichkeiten für Mieterinnen und Mieter. Ergo stehen E-Occasionen im Schnitt ein halbes Jahr, Verbrenner dagegen drei bis vier Monate. Leider haben Garagen nicht viele Möglichkeiten, mehr Interesse zu wecken. Selbst gewichtige Preisnachlässe garantieren keine deutlich erhöhte Nachfrage.

Wie kann die Roadmap Elektromobilität helfen, diese Situation bei den E-Occasionen zu verbessern?
Hilfreich ist alles, was Hürden abbaut, wie noch bessere Ladeinfrastruktur. Spezifisch bei den E-Occasionen unterstützen vertrauensbildende Massnahmen. Beispiele sind Informations- und Kommunikationsmittel, um Vorbehalte und Falschinfos zu beseitigen, oder Anschlussgarantien auf die Batterie. Bekannt sind Zertifikate zum SOH, also State of Health der Batterie. Meines Erachtens sind sie aber eher für Branchenprofis relevant, da ihre Interpretation Fachwissen voraussetzt: Die «Geschichte» hinter dem SOH ist sonst nicht ersichtlich. Ein SOH von 90 Prozent kann gut sein für ein zehnjähriges Auto mit viel Laufleistung. Aber derselbe Wert für eine junge Occasion mit wenigen Kilometern wirft Fragen auf, etwa nach der Anzahl Schnellladevorgänge.

Wie steht es in der Schweiz um das Thema Batterierecycling respektive Kreislaufwirtschaft?
Fahrzeuge mit Traktionsbatterien benötigen bei der Herstellung mehr Energie und Rohstoffe. Dank der technischen Weiterentwicklung und regulatorischer Vorgaben wird dieser ökologische Rucksack jedoch immer kleiner. Etwa durch alternative Materialien – Beispiel Natrium-Ionen-Batterie – oder verpflichtende Beimischungsquoten an recyceltem Material. Für das Recycling werden Kapazitäten hochgefahren und die Technologien verbessert. Auch in der Schweiz, wie Firmen wie Librec oder Kyburz zeigen. Die Schweiz ist auch in der Batterie- und Materialkreislaufforschung engagiert. In wenigen Jahren wird der Batteriepass für wirksames Recycling in Europa eingeführt. Es gibt aber Herausforderungen, welche die Branche noch länger beschäftigen dürften. So erschweren noch fehlende Standardisierung bei Batteriemodulen und der Trend zu ins Batteriegehäuse integrierten Zellen Reparatur, Logistik, Weiterverwendung und Recycling. Eine der Roadmap-Arbeitsgruppen widmet sich solchen Fragen und publiziert 2025 ein Informationsdokument.
 
Die Roadmap Elektromobilität
Die Roadmap Elektromobilität ist seit 2018 eine Networking-Plattform für Akteure rund um die E-Mobilität. Sie wurde vom Uvek angestossen, federführend sind die Bundesämter BFE und Astra. Derzeit läuft die zweite Etappe aus, 2026 startet die dritte, an deren Zielen gerade gearbeitet wird. Zum Beispiel ging es in der Roadmap 2025 um öffentliche PW-Ladestationen, bis 2030 für E-Nutzfahrzeuge. Gut 70 Organisationen sind dabei, darunter etwa AGVS, Auto-Schweiz oder Energieversorger, um im Austausch auf einen Nenner zu kommen, Synergien zu nutzen und freiwillige Ziele zu setzen. Infos unter roadmap-elektromobilitaet.ch.
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